Aus erster Hand wollte sich der Ortsverband Backnanger Bucht der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über Erfahrungen mit der Energiegewinnung aus Biogas informieren. Hierzu wurde am Freitag, 21. November 2014 zu einem Informationsgespräch nach Großaspach eingeladen. Willy Härtner, seit Mai 2014 Kreisrat der Grünen für den Wahlkreis Aspach/Weissach im Tal konnte im Gasthof Traube eine Gruppe Besucher, teils interessiert Anwohner, vor allem Landwirte, teils interessierte Parteimitglieder begrüßen. Referent und Landwirt Micha Baumgärtner vom Schöntaler Hof betreibt im Familienbetrieb eine Putenmast mit 13.000 Puten. Wie man sich denken kann, fällt dabei viel Mist an.
2010 kam er auf die Idee, eine Biogasanlage zu bauen, um die Abfallprodukte seines Hofes in einem natürlichen Kreislauf effektiver für die Menschen zu nutzen. Hierfür reicht der eigene Putenmist inzwischen längst nicht mehr aus. Zusätzlich werden Gülle, Mist und nachwachsende Rohstoffe, wie Mais, Gräser oder Blühmischungen von Landwirten aus der Nachbarschaft mit verwertet. Lange Transportwege entfallen und die Landwirte erhalten die veredelte Gülle, das vergorene nährstoffreiche Material, nach der Verarbeitung zur Energiegewinnung als Dünger wieder zurück.
Die Verwertung erzeugt nicht nur Strom, sondern auch Wärme, die für die umstehenden Häuser und Ställe genutzt wird. Zunächst wird das entstehende Gas aus der Gärung, der Zersetzung der organischen Stoffe unter Luftabschluss, in einem Fermenter gesammelt. Die äußere Wetterschutzhülle ähnelt einem Zirkuszelt. Bis zu 1.500 m3 Gas kann so im Betriebszustand gespeichert werden.
Der Vorteil des Speichers ist, dass die Stromproduktion durch die beiden Blockheizkraftwerke bedarfsgerecht erfolgen kann. Morgens und abends, jeweils von sechs bis zehn Uhr wenn der Strombedarf am höchsten ist, laufen beide Motoren auf Volllast. Die restliche Zeit läuft nur ein Erzeuger. Diese flexible Abrufbarkeit ist eine des größten Vorteils einer Biogasanlage gegenüber den meisten anderen Erneuerbaren Energieformen.
Erstaunlich wie viel Strom dabei herauskommt: stündlich etwa 500 kWh, 4 Mio. kWh im Jahr. In Form von Abwärme stehen sogar knapp 5 Mio. kWh zur Verfügung, die über ein von der Energiegesellschaft geplantes Nahwärmenetz auch für Privathaushalte in Großaspach zur Verfügung gestellt und zum Betrieb der Heizung und Warmwassererzeugung genutzt werden sollen.
Die so jährlich mögliche Einsparung entspricht etwa 300.000 Litern Heizöl, so Micha Baumgärtner. „Putengas statt Putingas“ witzelt die Runde und „der bisherige Gestank ist weg“ kann Willy Härtner als direkt betroffener Anwohner der nahen Robert Kaess Siedlung in Backnang aus erster Hand bestätigen. Kommt das Nahwärmenetz, dann steigt der Gesamtnutzungsgrad der Anlage auf insgesamt beachtliche 88%, und der private Abnehmer benötigt zur Nutzung lediglich noch eine kleine Übergabestation anstelle einer sperrigen Heizungsanlage. Die Zahl der interessierten Kunden steigt kontinuierlich an, das Projekt ist auf einem guten Weg.