Die untrennbare Verknüpfung des Jagdrechts mit dem Eigentum an Grund und Boden, aber auch die Erklärung der Jagd zum Allgemeininteresse hat den Jagdausübungsberechtigten immer wieder die Möglichkeit verschafft, sich bei „unerwünschten Änderungen“ auf eine verfassungsrechtlich nicht begründbare Einschränkung des Jagdrechts und des Jagdausübungsrechtes und damit auf einen Verstoß gegen die Eigentumsgarantie zu berufen.
Die Jagd kommt jedoch mehr und mehr in Erklärungsnot. Zunehmend wird deutlich, dass die überwiegend als „Hobby“ ausgeübte Jagd die Notwendigkeit der Tötung unzähliger Wildtiere ethisch und fachlich nicht glaubhaft beantworten kann. Zudem muss sie zu den Schäden der Jagd für das Allgemeinwohl Stellung beziehen. So werden Wildtiere aufgrund der Jagd scheu, ändern ihre Aktivitätsmuster und ihr Sozial- und Fortpflanzungsverhalten und lassen sich für den Normalbürger kaum mehr beobachten. Auch die hohe Anzahl an Wildunfällen geht auf ein falsch verstandenes jagdliches Wildtiermanagement zurück.
Wie können also Natur-, (Wild-)Tierschutz und die Erfordernisse der Zivilisation unter einen Hut gebracht werden? Wie sieht es mit dem „Wild-Bestand“ aus? Gibt es einen „vernünftigen Grund“ Tiere jagdlich zu verfolgen? Was sind die Kernprobleme der heutigen Jagd? Gibt es Alternativen?
Nicht zuletzt spiegelt das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz in Baden-Württemberg von 2015 diese gesellschaftliche Debatte wider und zeigt einige Ansätze auf, notwendige Veränderungen im Jagdrecht umzusetzen. Gleichwohl wurden wesentliche gesetzliche Reformschritte für Tier und Natur in den letzten Jahren jedoch ausgehöhlt.
Kontroverse Ansichten gibt es bei diesem Thema mehr als genug, auch innerhalb der Grünen.
Vor diesem Hintergrund haben wir Torsten Schmidt, wiss. Mitarbeiter beim Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., eingeladen. Er wird am 27.10.2023 um 18.30 Uhr im AWO-Keller aus der Sicht einer Tierschutzorganisationeinen Einblick in dievielfältige und widersprüchliche Jagdthematik geben.
Torsten Schmidt ist Diplombiologe und seit etwa 13 Jahren wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bund gegen Missbrauch der Tiere. Sein Arbeitsschwerpunkt sind Wildtiere. Er war seinerzeit an der Erarbeitung des JWMG sachverständig beteiligt.